zur Hauptversammlung der Artnet AG
Am 27.2. fand die Hauptversammlung der artnet AG statt, zu deren Inhalt das Unternehmen heute eine Mitteilung veröffentlicht. Ich muss da was richtigstellen.
Ich habe vorgestern (27. Februar 2025) im Auftrag und als Sprecher der DSW an der Hauptversammlung der Artnet AG teilgenommen und erlaube mir, die heutige Corporate News des Unternehmens zu kommentieren, in der die verantwortliche Verfasserin Sophie Neuendorf aus meiner Sicht einige Dinge unrichtig darstellt.
In der Einladung zur Hauptversammlung hiess es zu TOP5:
„Der Aufsichtsrat schlägt vor, folgende Personen zu Mitgliedern des Aufsichtsrats der Gesellschaft zu wählen…“
Der bisherige Aufsichtsrat, in dem der Vertreter des Großaktionärs Galerie/Fam. Neuendorf, Herr Hans Neuendorf saß, hat demzufolge Vorschläge für die Wahlen zum Aufsichtsrat gemacht. Unternehmensgründer Hans Neuendorf, 87 Jahre alt, trat für den neuen Aufsichtsrat nicht mehr an. Seine Tochter Sophie Neuendorf sowie Herr Rüdiger Weng als Vertreter des Großaktionärs Weng Fine Art AG und Herr Frederic Jousset sollten dem neuen Aufsichtsrat angehören. Ein ausgewogener Vorschlag unter Berücksichtigung der Interessen beider Großaktionäre.
Im Laufe der Hauptversammlung wurden von verschiedenen Personen mehrere andere Vorschläge für den Aufsichtsrat gemacht. In der heutigen Meldung der Artnet AG heisst es:
„Herr Weng hat die von der Gesellschaft vorgeschlagene und öffentlich kommunizierte Einigung zur Aufsichtsratswahl völlig unverständlich nicht eingehalten.“
Die kommunizierte Einigung ist die von der Artnet AG veröffentlichte Einladung zur Hauptversammlung mit den beschriebenen Vorschlägen zur Aufsichtsratswahl. Aktionäre, die diese Tagesordnung gelesen und sich auf die Hauptversammlung vorbereitet haben, durften also davon ausgehen, dass tatsächlich zwischen den beiden verfeindeten Großaktionären eine Einigung zur Besetzung des Aufsichtsrats erzielt wurde.
Über den in der Einladung veröffentlichten TOP5, die Vorschläge für die Wahlen zum Aufsichtsrat, wurde jedoch gar nicht abgestimmt! Was hat also Herr Weng hier nicht eingehalten? Das würde mich interessieren. Es sieht hier ganz danach aus, dass die Fam. Neuendorf die Aktionäre und in erster Linie den zweiten Großaktionär Weng Fine Art AG über ihre wahren Absichten getäuscht hat.
Was letztlich zur Abstimmung kam, war ein Vorschlag, den “Artnet President” (aber nicht Vorstand) Bill Fine während der Hauptversammlung eingebracht hat: Drei ganz neue Kandidaten zur Aufsichtsratswahl, einer davon der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Pascal Decker. Herr Weng war nicht dabei. Dieser Vorschlag erhielt dann bei der Abstimmung die Mehrheit und die mit der Einladung und Tagesordnung angedeutete Einigung war damit offensichtlich als Irreführung entlarvt.
“Die Versammlung verlief zeitweise turbulent, da ein Aktionär oder einige Aktionäre versuchten, ihre persönlichen Interessen mit Hilfe von professionellen Störenfrieden durchzusetzen.”
Auf der Hauptversammlung war tatsächlich ein bei Kennern der Hauptversammlungs-Szene bekannter und in seinem Verhalten extrem unangenehmer Störenfried, Herr K. anwesend. Ich halte die Behauptung, er habe im Interesse und Auftrag von anderen Aktionären gehandelt, für nicht nachvollziehbar. Man möchte ja offenbar Herrn Weng dafür verantwortlich machen, auch wenn man ihn nicht benennt.
Obwohl Herr K. praktisch während der gesamten Versammlung provozierend und störend auffiel und seine Redezeit massiv überschritt, verstummte er plötzlich, als die Rednerliste spät abends geschlossen und die Aussprache beendet wurde. Zu diesem Zeitpunkt wäre es im Interesse von Herrn Weng gewesen, die Versammlung über die zeitliche Grenze von 24 Uhr zu treiben, damit zum platzen zu bringen und seine sich abzeichnende Abstimmungsniederlage zu verhindern. Ich besuche seit mehr als 25 Jahren Hauptversammlungen und kenne solche Störenfriede, die geben nicht so einfach auf und dieses Verhalten hier war zum Ende hin untypisch.
Den Gesamtverlauf betrachtend konnte man eher den Eindruck gewinnen, das andere Lager, die Fam. Neuendorf und ihre Verbündeten hätten Herrn K. engagiert - um es dann Herrn Weng umzuhängen. Diesen Verdacht äußerten mir gegenüber mehrere Teilnehmer während und nach der Hautversammlung. Und siehe da: Genau das versucht die heutige Meldung offenbar zu unterstellen.
Einen Zwischenfall während der Versammlung möchte ich noch schildern: Während Herr K. in der zweiten Reihe mal wieder provozierte und rumschrie, kam vom hinten plötzlich ein sehr gut gekleideter, älterer Herr aufgeregt nach vorne, setzte sich neben Herrn K., schrie ihn ebenfalls (auf spanisch) an und haute mit der Faust auf den Tisch. Ich hätte an der Stelle eine körperliche Auseinandersetzung erwartet, doch die blieb aus. Der Mann mit der Faust verschwand und wurde daraufhin in der Versammlung nicht mehr gesehen. Das Ganze fand unmittelbar hinter mir statt - ich saß in der ersten Reihe. Ein Teilnehmer, der von weiter hinten den Verlauf genau beobachten konnte und mit dem ich später ins Gespräch kam, hielt den Vorgang für inszeniert. Er konnte den Mann mit der Faust auch identifizieren - es war der Ehemann von Sophie Neuendorf.
Herr Weng habe die dringend nötige Kapitalerhöhung blockiert und “damit konsequent seine persönlichen Interessen über die des Unternehmens gestellt”, heisst es weiter in der heutigen Meldung. Andersherum muss sich die Familie Neuendorf natürlich die Frage gefallen lassen, warum Herr Weng denn dieser Kapitalerhöhung zustimmen sollte, wenn ihm als größten Einzelaktionär der Platz im Aufsichtsrat mit merkwürdigen Manövern erst in Aussicht gestellt und dann verwehrt wird?
Wer hier vor allem seine persönlichen Interessen über die des Unternehmens gestellt hat, wird beim Blick in die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre überdeutlich: Es ist die Familie Neuendorf, die mit hoch dotierten Berater-, Dienstleistungs- und Vorstandsverträgen Millionen in die eigenen Taschen abfliessen lies, obwohl die Ertrags- und Finanzlage des Unternehmens das überhaupt nicht hergab. Auch das war Thema bei vielen Fragestellern, doch davon schreibt Frau Sophie Neuendorf natürlich nichts.
Zum Schluss ihrer Mitteilung heisst es:
“Die Artnet AG ist im General Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notiert, dem Segment mit den höchsten Transparenzvorschriften“.
Doch das ist falsch. Die Artnet AG hatte im vergangenen Jahr den Prime Standard verlassen - das Marktsegement mit den tatsächlich höchsten Transparenzvorschriften - und in den General Standard gewechselt.
Offenlegung: Ich besitze weder Aktien der Artnet AG noch der Weng Fine Art AG.
Außerdem: Der Text gibt meine eigene Meinung wieder, die Veröffentlichung erfolgte weder im Auftrag, noch mit Billigung der DSW.
Gute Zusammenfassung. Wir waren alle Zeugen einer sehr ausgeklügelten Inszenierung. Ob sich die Familie Neuendorf damit wirklich einen Gefallen getan hat wird sich zeigen.
Clankriminalität ist dem Deutschen Michel nur dann ein Dorn im Auge, wenn die Clanmitglieder braune Augen haben. White Collar Vorteil der Familie Neuendorf.